Island

Island
Ort: am Eldgjá
Bildteil 105  


Island - Die Insel aus Feuer und Eis

In den frühen Morgenstunden des 11. Juli 2007 brachen wir auf, um durch die längste Vulkanspalte der Welt, Eldgjá, in majestätische Höhen mit phänomenalem Ausblick aufzusteigen. Mächtige Nebelschwaden hingen unterhalb der Berggipfel, die Temperatur dürfte bei gefühlten 8 °C gelegen haben. Wind blies uns um die Ohren.

Die Tageswanderung führte vorbei an atemberaubenden Wasserfällen, im Tageslicht grell leuchtenden, saftig grünen Mooswiesen, die so garnicht in die sonst so trostlose Mondlandschaft passten. Schließlich traten wir unseren mehrstündigen Aufstieg durch die sehr surreal wirkende Landschaft an, immer den atemberaubenden Ausblick vor Augen, der uns am Ende beschert werden würde.


 

Der Ófærufoss in der Eldgjá

Wir machten Rast an einem windstillen Platz, eingekeilt zwischen mit Moos bewachsenen Lavafelsen, den wohl schon mehrere Abtenteurer für sich entdeckt hatten - es waren einige Schuhabdrücke zu sehen. Der Ausblick konnte sich sehen lassen. Da dieser Tag einen besonders schönen, bleibenden Eindruck von Island hinterlassen hat, habe ich mich kurzerhand entschieden, den Bildausschnit dort zurückzulassen. Befestigt an einem Lavafels wird dieser jetzt hoffentlich über viele Jahr(hundert)e Wind und Wetter trotzen und vielen Entdeckern eine Freude bereiten.



Thorvaldur Thoroddsen entdeckte 1893 die Feuerspalte Eldgjá, eine über 30 km lange riesige Kerbe in der Erdkruste, welche der Bruchspalte in Richtung SW-NO folgt. Durch das Studium verschiedener Quellen gestützt, vermutete er, dass das Ganze zwischen 930 und 950 entstanden sein müsse, was sich 1974 nach einer auf Grönland durchgeführten, 400m tiefen Bohrung ins Grönland-Eis, bestätigte. Im Bohrkern wurde Elgdjá-Asche gefunden, welche auf das Jahr 934 datiert werden konnte. Beim Ausbruch im Jahr 934 flossen schätzungsweise 9.000 Kubikmeter Lava aus und verteilten sich auf einer Fläche von 900 km² (Eldhraun). Diese Zahlen sind allerdings noch umstritten, da ein großer Teil der Auswurfmassen von späteren Vulkanausbrüchen, insbesondere dem der Laki-Spalte (1783/84) überdeckt wurden. Sehenswert ist der Wasserfall Ófærufoss. Eine Basaltbrücke überspannte bis 1994 die mittlere Stufe des Wasserfalls. Sie ist inzwischen leider eingestürzt.

Wie an jedem Punkt in (oder auch auf) Island ist auch dieser Ort untrennbar mit einer Saga verbunden. Es folgt ein wenig nordische Mythologie aus der Edda:

Hél als Totengöttin ist die Tochter von Loki und der Riesin Angrboda, gilt aber nicht als Göttin, sondern Riesin. Ihre Haut ist zur einen Hälfte von normaler Farbe, zur anderen blau-schwarz. Zusammen mit ihren beiden Geschwistern, dem Fenriswolf und der Midgardschlange, wurde sie von den Asen nach Ásgard gebracht, da die Götter sich vor den Kindern Lokis fürchteten. Während der Fenriswolf an die Kette Gleipnir gebunden und die Mitgardschlange von Odin ins Meer geworfen wurde, verbannte man Hél aus Ásgard, woraufhin sie nach Norden ging, um dort ihr eigenes Reich zu gründen. Dort holt sie all diejenigen zu sich, die eines natürlichen Todes sterben, während jene im Kampf gestorbenen nach Walhall an Odins Tafel gelangen, um am nächsten Tag gestärkt wieder aufs neue in die todbringende Schlacht zu ziehen. Vor diesem Schicksal sind auch die Götter nicht gefeit, wie am Tode Baldurs gezeigt wird.

Die besagte Basaltbrücke hat die ‘mythischen Höhenflügler’ nun dazu verführt, diese als die Brücke über den Fluss Gjöll anzusehen, über die Hermod ritt, um seinen Bruder Baldur aus dem Reich der Hél zurückzuholen. Es ist jedoch höchst unwahrscheinlich, dass das Brücken-Wunder bereits den Edda-Erzählern bekannt war. Dieser Ritt war nach dem Tode Baldurs erfolgt und verlief ergebnislos. Baldur musste bei der Hél bleiben. Vor seinem Tod hatte Baldur böse Träume, worüber Odin Aufklärung haben wollte (Th. 2. Nr. 3): ‘Da ritt Odin / ostwärts vors Tor, / dort, wo er wusste / der Wölwa Hügel.’. Der Name der "Frau Holle" aus dem gleichnamigen Märchen leitet sich von dem Namen der Totengöttin Hél ab.

Kurzum: Hél als Unterwelt bezeichnet die unterirdische Totenwelt, die unter den Wurzeln des Weltenbaumes, der Esche Yggdrasil, liegt und über den Todesfluss Gjöll erreicht wird. Der Eingang zur Hél befindet sich unter dem Wasserfall Ófærufoss. Wie beim Hades der griechischen Mythologie ist eine Rückkehr fast unmöglich. Die Hél an sich wurde zunächst nicht als Ort der Strafe aufgefasst. Erst später, auch unter Einflüssen des Christentums, entstand die Vorstellung eines Orts der Bestrafung für Böse, insbesondere Lügner und Mörder. Das englische Wort "hell" (Hölle) leitet sich ebenso von Hél ab.

Die GPS-Koordinaten (Genauigkeit: Sieben Meter) des Bildausschnitts lauten:

N    63°57.984'
W 018°36.224'

Benjamin Wiedmann, Juli 2007


Das Projekt ist beendet, wenn in jedem Land eine symbolische Friedensbotschaft abgelegt wurde.   Die Friedensbotschaft Nr. 105 im Gesamtbild  


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